Makroökonomische Rahmenbedingungen wie eine zuverlässige Geldpolitik, stabile Finanzmärkte, ein faires Steuerwesen und eine wettbewerbsfördernde Verwaltung sind Voraussetzungen für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlichen Wohlstand.
Gerade in Entwicklungsländern existieren solche Rahmenbedingungen oft nur beschränkt. So bleiben die Länder abhängig von externer Finanzierung. Staatliche Leistungen wie Bildung und Gesundheit und der Wohlstand verharren auf tiefem Niveau.
Ein starker Kapitalmarkt als Rückgrat der Wirtschaft
Ein stabiler, diversifizierter und wettbewerbsfähiger Finanz- und Kapitalmarkt stellt Mittel für unternehmerische Initiativen bereit. Dies ist entscheidend, damit sich Volkswirtschaften entwickeln können. Das SECO unterstützt Zentralbanken und Aufsichtsorgane. Es trägt zu einer Finanzmarktaufsicht bei, die Innovationen begünstigt, die Chancen der Digitalisierung nutzt und Risiken wie Geldwäscherei mindert. Gleichzeitig fördert es die Kapitalmarktentwicklung und den besseren Zugang zu langfristigen Krediten in einheimischer Währung. Dies erhöht die Wirksamkeit der Geldpolitik, stärkt die Vorsorgesysteme und verringert das Risiko einer übermässigen Staatsverschuldung.
Das SECO stärkt in seinen Partnerländern das öffentliche Finanzwesen und trägt zu fairen Steuersystemen und stabilen Staatseinnahmen bei.
Das «Bilateral Assistance and Capacity Building for Central Banks» (BCC) Programm stärkt seit 2011 Zentralbanken in SECO-Partnerländern (zurzeit Albanien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Kolumbien, Marokko, Peru, Tunesien und Ukraine). In Zusammenarbeit mit dem Hochschulinstitut für internationale Studien und Entwicklung in Genf bildet es jedes Jahr rund 500 Expertinnen und Experten weiter, darunter ein Drittel Frauen. Diese vertiefen ihre Kenntnisse in Bereichen wie Geldpolitik, Finanzmarktentwicklung, Bankenaufsicht und Risikomanagement. Daneben leistet das BCC-Programm technische Unterstützung und führt Konferenzen sowie «Peer-learning»-Veranstaltungen durch.
Viele Entwicklungsländer sind stark verschuldet. Dies kann Finanzkrisen auslösen, das Vertrauen von Investoren und Sparern untergraben und zu Steuererhöhungen, Geldentwertung, Arbeitslosigkeit und Armut führen. Das SECO unterstützt seine Partnerländer, ihre Schulden nachhaltig zu managen, Ausgaben und Budget verantwortungsvoll zu planen und generell sorgfältig mit öffentlichem Mitteln umzugehen, beispielsweise durch Reformen im Beschaffungswesen.
Gerade in Entwicklungsländern spielen Investitionen in Infrastruktur eine zentrale Rolle bei der wirtschaftlichen Entwicklung. Das SECO unterstützt deshalb seine Partnerländer auf allen Ebenen der Verwaltung, entsprechende Investitionen besser zu planen, effizienter umzusetzen und entschieden gegen Korruption vorzugehen.
Erdbeben zerstören Städte, Dürren führen zu Ernteausfällen und Pandemien bringen die Wirtschaft und das soziale Leben ganzer Länder zum Stillstand. Bei solchen Katastrophen muss in der Regel der Staat einspringen, um den Betroffenen zu helfen. Mit dem «Disaster Risk Finance and Insurance Program» unterstützt das SECO seine Partnerländer dabei, ihre öffentlichen Finanzen gegen Katastrophen zu schützen. Dabei werden Risiken identifiziert und quantifiziert und Strategien zum Risikomanagement erarbeitet und umgesetzt, beispielsweise mit Versicherungslösungen oder Reserve-Fonds für Katastrophenfälle. Dank dem Programm erhielt beispielsweise Peru wenige Tage nach dem verheerenden Erdbeben im Mai 2019 60 Millionen Dollar aus seiner Erdbebenversicherung ausbezahlt. Marokko konnte im Zuge der Covid-19-Krise von einem Kredit über 275 Millionen Dollar profitieren und sich damit wichtige Liquidität verschaffen.
Finanzkrisen, wirtschaftliche Schocks oder Pandemien testen die Widerstandsfähigkeit von Ländern und verlangen rasche Antworten. Das SECO unterstützt seine Partnerländer deshalb dabei, resilienter zu werden, so dass sie in Krisenzeiten ihrer Bevölkerung und Firmen beistehen können. Dazu gehört beispielsweise, dass Länder über genügend Finanzspielraum verfügen, indem die Steuereinahmen gestärkt und die Ausgaben nachhaltiger gestaltet werden.
Bessere staatliche Institutionen durch höhere Steuereinnahmen
Damit der Staat seine Funktionen wahrnehmen kann, muss er Einnahmen erzielen können. In vielen Entwicklungsländern sind die Steuereinnahmen jedoch zu gering, um gute Dienstleistungen und Rahmenbedingungen anbieten zu können. Steuerverwaltungen arbeiten oft ineffizient. Die Einnahmen aus Steuern und aus dem Handel mit Rohstoffen werden intransparent verwendet. Unfaire und ineffiziente Steuerregimes untergraben das Vertrauen der Gesellschaft in die Institutionen und schwächen die Zahlungsmoral. Das SECO unterstützt die Behörden, effiziente, faire und transparente Steuerwesen aufzubauen, die Bürger und Unternehmen administrativ weniger belasten und Anreize für eine nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeit setzen. Es nutzt dazu die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung.
Das von der Schweiz mitfinanzierte «Global Tax» Programm der Weltbank stärkt die Steuersysteme von Entwicklungsländern. Das SECO unterstützt auch direkt Partnerländer. So hat ein SECO-Projekt 2018-2020 Reformen der Steuerbehörde in Aserbaidschan gefördert. In einer zweiten Phase verbessert das Projekt den rechtlichen Rahmen, das Risikomanagement sowie Dienstleistungen für Steuerzahler. Damit kann Aserbaidschan die Wirkung seines Steuersystems stärken und positive Bedingungen für Wirtschaftswachstum und Entwicklung des Privatsektors schaffen.